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Kirche St. Peter, Zürich
11. und 12. Januar 2009

Konzept

Im Singspiel «Judah, Judah» wird die biblische Geschichte des Makkabäer-Aufstandes, die dem jüdischen Fest Chanukah zugrunde liegt, durch gespielte, gesungene und getanzte Musik aufgeführt. Das Werk verbindet die Freude des Festes, wie es heute gefeiert wird mit der weniger bekannten, dunkleren Seite der historischen Geschichte, dem Kampf der Makkabäer und Judah für religiöse Freiheit. Das Stück dreht und bewegt sich mit Musik, Text, Tanz und Projektionen durch gegensätzliche Zeiten, Stimmungen, Lebenslagen — Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich ab und gehen ineinander über, Freude weicht der Verzweiflung, Tradition und Überleben, Gebet und Kult sind gegenwärtig...

Die Musik ist als Kaleidoskop der Stile komponiert — von Klassik bis Klezmer, von Gospel bis Pop. Musiker und Tänzer bewegen sich zwischen den Zeiten und stellen das Leben zeitgenössischer jüdischer Familien dar, aber auch jüdischer Familien aus biblischer Zeit, die bereit waren, für ihren Glauben zu sterben: sie kämpfen gegen ihre Peiniger, den syrischen König Antiochos Epiphanes IV, seinen Offizier Apelles und die syrisch-griechische Armee.

Das Dreidel, der kleine vierseitige Kreisel, mit welchem die Kinder während der acht Tage des Chanukahfestes ein Wettspiel spielen, durchzieht das ganze Stück wie ein roter Faden. Während sich das Dreidel dreht, führen und drehen die projizierten Bilder die Zuschauer an den nächsten unbekannten Ort. Mit jedem Mal werden wir tiefer in die Vergangenheit und näher an die Wurzeln jüdischer Identität gebracht. Mit jedem Schritt werden wir Zeugen der Herausforderungen unserer Vorfahren und ihrer Taten, die das Schicksal des jüdischen Volkes bis in die heutige Zeit bestimmten.

Biblische Geschichte

Die biblische Geschichte fängt im Jahre 175 vor unserer Zeit an, als der syrische König Antiochos IV an die Macht kommt. Die Griechen, die Syrien rund 150 Jahre zuvor erobert hatten, verbreiteten ihre hellenistische Kultur im ganzen Mittleren Osten. In Jerusalem waren viele Leute bereit, die griechische Lebensart anzunehmen, aber nicht alle wollten oder konnten so leben. Die sehr frommen Hebräer waren nicht an den griechischen Göttern interessiert, sondern verehrten nur den einen allmächtigen Gott. Sie befolgten ihre althergebrachten Bräuche und Vorschriften gemäss der Torah. Das ging im Allgemeinen gut bis der König Antiochos im Jahre 167 v.u.Z. das Volk auf brutale Weise unterwarf, den Tempel in Jerusalem mit einem Götzenbild des Zeus, mit Prostitution und mit Opfern von Schweinen entweihte, das goldene Kultusgeschirr stahl und die Ausübung der jüdischen Religion verbot. Danach mussten alle entweder die griechische Lebensart annehmen oder mit Folter und Tod rechnen.

Einführung

«Judah, Judah» ist nach einem Traum entstanden: Ein Sänger von jiddischen Liedern, den ich kenne, hat mir das erste Motiv von «Judah the Maccabee» im Traum vorgesungen. Als ich aufwachte, habe ich die Melodie sofort aufgeschrieben und dann das Lied, das ich jetzt «Jewish Gospel» nenne, weiter komponiert. Am folgenden Chanukah hatte ich Freunde für das Fest eingeladen. Als ich ihnen das Lied vorgestellte, hat ein Gast, der meine Musik bereits kannte, vorgeschlagen, dass ich ein Musical über die Chanukah-Geschichte schreibe. Ich habe nachgedacht: Weihnachts-Oratorien, Kantaten und Schauspiele, auch Purim-«Pageants» oder Festzüge für Kinder kannte ich. Aber für Chanukah? Es musste etwas geschehen! Also habe ich mit Hilfe von Texten aus der Bibel und aus dem Gebetbuch angefangen.

Der Text in «Judah, Judah» stammt entweder von mir selbst oder aus dem Buch der «Makkabäer», das in der (katholischen) Bibel enthalten ist, aber in der Geschichte habe ich mir ein paar kreative Abweichungen erlaubt. Im Lied «Kadosh» übernehme ich die Kadosh-Refrain-Melodie aus einem bekannten Gebet, das am Schabbat-Morgen in der Synagoge gesungen wird. Sonst ist, mit Ausnahme von Zitaten aus zwei bekannten Chanukah-Liedern, die in der «Battle Music» vorkommen, und von einem griechischen Volkslied, dass ich in ein Trinklied umgewandelt habe, alles von mir komponiert.

Synopsis

«Judah, Judah» stellt einen Kontrast zwischen Gegenwart und Vergangenheit dar. Das Stück fängt in der Gegenwart an: Zwei Kinder «dreideln», während die Mutter Kartoffelpuffer («Latkes») für das Abendfest vorbereitet. Auf dem Dreidel sind allerdings griechische statt der herkömmlichen hebräischen Buchstaben aufgedruckt. Wenn die Kinder das Dreidel drehen, werden sie (und wir!) in die Vergangenheit des Jahres 167 v.d.Z. versetzt. Die Chanukah-Geschichte beginnt mit Darstellungen von Mattathias, von Chana und ihren sieben Söhnen, und von der Entweihung des Tempels. In der Gegenwart beschliessen die Kinder, den Makkabäern zusammen mit Judah zu helfen. Sie drehen das Dreidel nochmals und können das griechische Armeelager beobachten, nehmen am Überraschungsangriff teil und kommen mit Judah triumphierend züruck. Dabei ist auch der gefangene Apelles, ein Offizier von Antiochos (in meiner Version wird Apelles nicht von Mattathias erschlagen, sondern nur am Kopf verletzt). Der Tempel wird gereinigt und wieder neu geweiht, das ewige Licht wird angezündet und die Leute jubeln und tanzen. Endlich können die Kinder in die Gegenwart züruckkehren, um das Chanukah-Fest zu feiern.

Die Musik

Die Musik, welche die Gegenwart repräsentiert, ist im Pop- oder Gospel-Stil gehalten. Bis auf «Desecration Song», als sarkastischer Tango komponiert, wurde die Musik für die Vergangenheits-Szenen (bis der befreite Tempel gefeiert wird) eher in ernsterem Charakter gehalten. Mit einem Stück im Klezmer-Stil treffen sich dann Vergangenheit und Gegenwart. Das Werk ist für Junge und Alte gleichermassen konzipiert.

Das Lied «Kadosh» wurde bereits 2002 von Carl Hieger in der Jüdischen Liberalen Gemeinde «Or Chadasch» uraufgeführt. Sieben Sätze wurden 2004 in der Synagoge «Adath Emanu-El» in New Jersey/USA gesungen und gespielt. Alle instrumentalen Sätze wurden im Herbst 2007 anlässlich der «Tage der Offenen Tür» des Zürcher Kammerorchesters präsentiert, und «Judah the Maccabee» wurde im Dezember 2007 beim «Festival of Choirs» von der Synagoge «Rodeph Sholom» in New York City aufgeführt. Die Zürcher Aufführung wird die Uraufführung des Ganzen bringen.

«Judah, Judah» Konzept: © 13.3.2008 von Sandra Goldberg, Zürich

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